Bogen trifft Instinktives Bogenschießen
Es heißt, die frühen Menschen hätten Pfeil und Bogen erfunden, um den Raum ihrer Handlungen zu erweitern. Jagdwild konnte aus der Ferne erlegt, ein Feind schon in Blickweite gebannt werden. Heute müssen wir unsere Nahrung nicht mehr selber jagen, und wir haben konstruktivere Wege gefunden, mit Konflikten umzugehen. Doch gibt es kaum ein besseres Mittel als Pfeil und Bogen, um Zugang zu unseren instinktiven Quellen zu finden. Sie sind sind mehr als nur Sportgeräte, Jagdwerkzeuge oder Waffen.
Wir benutzen wunderschöne, handgefertige Ausrüstung und pflegen unser Material mit Liebe. Doch sind die wichtigsten Werkzeuge des instinktiven Bogenschießens unsere eigenen Augen, unsere Körperhaltung und unser Erinnerungsvermögen. Pfeil und Bogen bilden hierbei eine Verlängerungen unseres Selbst. Damit wird der Akt des Schießens zum Spiegel unseres Innersten, und zugleich zu einem künstlerischen Akt voller Eleganz und Ästhetik.
Beim instinktiven Bogenschießen entdecken wir die tiefe Intelligenz und Weisheit unseres Körpers. Unser Körpergedächtnis steht für die Vergangenheit, der Akt des Schießens für die Gegenwart, das Ziel für die Zukunft. Das Unbewusste wird dem Bewusstsein harmonisch angeglichen (Eugen Herrigel). Der Instinkt steuert den Pfeil sicher ins Ziel – sofern es uns nur gelingt, mit uns selbst ins Reine zu kommen. Alles kommt wie von selbst, es geschieht leicht, entspannt und zwanglos.
Instinktives Bogenschießen hat viel zu tun mit Körperspannung und Standfestigkeit. Dennoch ist es anders als Bogensport. Es geht uns nicht um Technik oder Wettbewerb. Wir treffen ins Schwarze, ohne auf die Trefferquote zu achten. Wir vertun keine Zeit mit Üben, sondern kommen direkt zum Wesentlichen. Uns geht es nicht um “höher, weiter, schneller”. Wir finden die Perfektion im fokussierten Schuss auf eine Distanz von 20 Metern.
Instinktives Bogenschießen hat viel zu tun mit sicherem Auge und dem Gespür für den richtigen Augenblick. Dennoch ist es anders als Intuitives Bogenschießen. Für uns ist nicht „der Weg das Ziel“, sondern unser Blick bleibt fest auf die Zukunft gerichtet. Darum verzichten wir auch nicht auf die Zielscheibe. Wir wollen uns rückversichern, dass wir ins Schwarze treffen. Wir lieben den Klang des Pfeils, der auf die Scheibe trifft – besonders, wenn wir alle im selben Moment schießen!
Instinktives Bogenschießen hat viel zu tun mit innerer Fokussierung und wachem Verstand. Dennoch ist es anders als Achtsames Bogenschießen. Unsere Selbstbeobachtung bleibt niemals Selbstzweck. Stets geht es uns – genau wie im Berufsalltag – um die Koordination äußerst komplexer Abläufe, die ohne besondere Schulung kaum wahrnehmbar bleiben. Wir schießen, um zu lernen – und wir werden immer besser!
Instinktives Bogenschießen hat viel zu tun mit der Reinigung des Geistes und dem Zugang zu unserem wahren Selbst. Dennoch ist es anders als Meditatives Bogenschießen. Wir suchen nicht die Einsamkeit in der Versenkung, sondern bleiben der Welt und unseren Mitmenschen zugewandt. Selbsterkenntnis und Selbsterfahrung sind für uns eine Frage der Gruppenenergie und des produktiven Austauschs – und nicht zuletzt ein wesentlicher Teil unseres professionellen Netzwerks!